Immer wieder fasziniert mich dieses Bauwerk: die Matthäuskirche im Stuttgarter Süden, genannt „Heslacher Dom“. Städtebaulich herausragend positioniert, konzipierten die Architekten Dollinger und Wolff zwei wirkmächtige Schauseiten. Der imposante, himmelwärts strebende Turm beeindruckt denjenigen, der sich von Kaltental der Stadt nähert. Die zur Innenstadt ausgerichtete, vielgliedrige Chorseite besticht durch ihre imposante Silhouette, die im Vierungsturm gipfelt. Wie so oft bei Kirchengebäuden des 19. Jahrhunderts ist die Architektursprache vorangegangenen Stilen entlehnt. In Heslach ist das Vokabular zumeist der späten Romanik entliehen, das durch gotische Elemente gestreckt erscheint. Dennoch ist die Wirkung des Außenbaus in erster Linie wuchtig, stämmig, schwer. Umso verblüffender ist der Eindruck, der sich im Inneren entfalten kann. Zwar sind es auch hier „romanische Formen“, die dominieren – zumindest auf den ersten Blick. Der aufwändige Chorschluss, zum Beispiel, erinnert stark an die Chöre spätromanischer Kirchen in Köln und im Rheinland. Aber je länger man sich im Raum bewegt und Umschau hält, bemerkt man, dass die Wucht, die Schwere, die der Außenbau ankündigt, Helle und Weite und Höhe gewichen ist; Nichts von romanischem Dämmerlicht, keine massigen Gewölbe, keine stämmigen Pfeiler … Fast filigran zu nennende Stützen gliedern den Raum und werden zusammen mit den Wölbungen zu leichten, fast luftig zu nennenden Baldachinen, die eher an die Florentiner Frührenaissance, als an nordalpine Massenbaukunst der romanischen Jahrhunderte erinnert. Dieser Kontrast zwischen Innen und Außen fasziniert mich immer wieder!

Zumeist ist die Matthäuskirche – der „Heslacher Dom“ – offen. Dennoch empfehle ich Ihnen, sich im Pfarrbüro nach den aktuellen Öffnungszeiten zu erkundigen. Viel Freude beim Besuch!